Imre Kertész Kolleg Jena
movie poster Hiszpanka

(c) Studio Filmowe Kadr, 2014

Polish Cinema in Jena 19: Hiszpanka/ Influence

Der Film balanciert geschickt mit dem Element des Fantastischen, vielen geschichtlichen Referenzen und Filmzitaten. Dabei kommt der Griff ins Popcorn allerdings nie zu kurz.

27. November 2017 - 20:30
Venue: Kino im Schillerhof

director: Lukasz Barczyk, PL 2014, 122 min., Original with German subtitles

Polen gegen Ende des Ersten Weltkrieges. Eine Gruppe Telepathen, unter ihnen das Liebespaar Krystian und Wanda, nehmen Kontakt zum berühmten Pianisten und Freiheitskämpfer Ignacy Paderewski auf. Dieser soll nach Polen zurückkehren, um für dessen Unabhängigkeit zu kämpfen. Allerdings stehen sie bald vor großen Schwierigkeiten: Paderewski leidet an der Spanischen Grippe und auch das deutsche Medium und Erzschurke Dr. Abuse stellt sich ihrem Vorhaben in den Weg. Dieser hat andere Pläne für Paderewski und so nutzen beide Parteien ihre mystische Begabung, um das Schicksal Polens in ihrem Sinne zu beeinflussen.

Doch nicht nur das Geschehen auf der Leinwand kann sich sehen lassen, auch die Hintergründe zu "Hiszpanka" sind interessant. So konnte Barczyk nur durch die Teilnahme an einem Wettbewerb der Woiwodschaft Großpolen die nötigen Mittel für seinen Film eintreiben. In dem Wettbewerb sollte ein Drehbuch ausgezeichnet werden, welches den "Großpolnischen Aufstand" oder "Posener Aufstand" von 1918/19 behandelte. Grund dafür war anscheinend die zu geringe Bekanntheit des Austandes, obwohl dieser ein Erfolg auf ganzer Linie war.

Mit einem Budget von 25 Mio. Złoty, umgerechnet ca. 6 Mio Euro, wurde "Hiszpanka" zum teuersten Film der jüngeren polnischen Filmgeschichte. Allerdings wurde er, trotz guter Kritiken, zu einem der größten Kassenflops, da nur etwas über 16.000 Zuschauer in die Kinos gelockt werden konnten. Das Problem sei wohl die Kombination des historischen Fundaments mit der opulenten Umsetzung als phantastisches Drama.

In Deutschland hingegen kamen Vorführungen des Films wesentlich besser an. Die FAZ lobte den Film nach filmPOLSKA 2016, obwohl der Film nie regulär in deutschen Kinos gezeigt wurde. Die Parallelen und Anspielung, auf etwa die "Spione" und "Mabuse" von Fritz Lang sprachen das deutsche Kinopublikum an. Gleichzeitig ist der Film gespickt mit Anspielung auf die Literatur und Kulturavantgarden der Kriegs- und Zwischenkriegszeit in Polen. Einige Kritiker glaubten sogar in dem gezeigten Theaterstück ein kaum bekanntes Werk des Avantgarde-Dramatikers Stanisław "Witkacy" Witkiewicz wiederzuerkennen.