16. April - 20. July 2012
Venue: Seminarraum des Imre Kertész Kollegs Jena, Leutragraben 1, 14. Etage
Tutorium: Teresa Gärtner, Mo 18 - 20 Uhr, HI, SR
Der Ideen- und Kulturtransfer von West nach Ost brachte im 18. Jahrhundert auch das Konzept der Nation nach Rußland, wo es vor allem von Katharina II. energisch propagiert wurde. Ihre eng an Montesquieu angelehnte Definition der russischen Nation legte die Grundlage für das Modell eines russischen Nationalstaates, das bis zum Ende des Zarenreiches der entscheidende Bezugspunkt aller gesellschaftlichen Debatten über das Wesen der russischen Nation blieb.
Im Verlauf des Seminars sollen neuere theoretische Ansätze der Nationalismusforschung auf die russische Entwicklung angewandt und auf ihre Stichhaltigkeit hin überprüft werden. Im Zentrum der Untersuchung stehen zwei zentrale Fragen: wie wurde der Konflikt zwischen Nationalismus als einem Projekt der Autokratie einerseits und als ideengeschichtliche Grundlage der Forderung nach Volkssouveränität andererseits gelöst? Wie erfolgreich konnte eine russische Nationalstaatsbildung angesichts der Problematik eines staatlich geförderten Nationalismus in einem Vielvölkerreich überhaupt sein?
Ziel des Seminars ist, am Beispiel des russischen Nationalismus eine ideengeschichtliche Perspektive auf den Entfremdungsprozeß zwischen Monarchie und Gesellschaft zu entwickeln. Russische Sprachkenntnis