10. April - 10. July 2019
Venue: Hörsaal 146, Fürstengraben 1
Nach der Revolution 1917 zerfiel das multinationale zarische Imperium. In der Sowjetunion wurde es wiederhergestellt – um sich nach siebzig Jahren erneut aufzulösen. Die Vorlesung behandelt, wie durch sowjetische Nationalitätenpolitik kommunistische, „rote Nationen” konstruiert und rekonstruiert werden sollten; wie die Bewohner der Teilrepubliken unter sowjetischer Herrschaft in den ersten Jahren nach der Revolution, unter Stalins Terror und in den nachfolgenden Jahrzehnten bis zur Perestrojka lebten; welche Arrangements mit der sowjetischen Ordnung lokal und im Alltag entstanden, auch, welche Widerstände und Unabhängigkeitsbewegungen.
Im letzten Teil der Vorlesung wird die Verarbeitung des Zerfalls des sowjetischen Imperiums thematisiert. Vorgestellt werden Beiträge aus der gegenwärtigen Nostalgieforschung, aber auch Grundzüge der ideologischen Debatte um den „Eurasianismus”, die mit der Suche nach neuer, post-sowjetischer Identität und Geltung kompensatorische Konjunktur gewonnen hat.
Literatur: Valerie A. Kivelson, Ronald Suny: Russia´s Empires, Oxford 2017; Jeremy Smith: Red Nations. The Nationalities Experience in and after the USSR, Cambridge 2013; Mark Bassin, Gonzalo Pozo (Hg.): The Politics of Eurasianism. Identity, Popular Culture and Russia´s Foreign Policy, London – New York 2017.