17. October 2011 - 03. February 2012
Venue: UHG, Fürstengraben 1 - HS 146
Wenn wir vor dem September 1939 von einer "Gesellschaft Polens" sprechen, dann sprechen wir nach 1945 eher von der "polnischen Gesellschaft". Diese Gesellschaft bildete eine ungewöhnliche Mischung aus Vergangenheit und Zukunft, Vormoderne und Moderne, Plan- und Marktwirtschaft, Unterdrückung und Freiheit.
Die Vorlesung möchte eine Einführung in die Geschichte Polens im 20. Jahrhundert bieten. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die Sozialgeschichte der Zwischenkriegszeit, dem Zweiten Weltkrieg und die Sozial- und Alltagsgeschichte Nachkriegspolens liegen. Die Volksrepublik Polen war nur theoretisch das Land der Arbeiter und Bauern, in der Wirklichkeit spielten weiterhin Adel und Kleinbürger eine Rolle, nicht zuletzt als kulturelle Muster. Außerdem werden auch Alltagsprobleme thematisiert, wie die gesellschaftliche Rolle des Fleisches, das in der Volksrepublik sowohl für die Bevölkerung als auch die Behörden "das Problem Nr. 1" darstellte. Doch es wird auch um Dollar und Gold, den Massentourismus, Autos und nicht zuletzt um die kollektive Erinnerung an den Krieg, an Zwangsmigrationen und an die ehemaligen Ostgebieten gehen. Zur Veranschaulichung des polnischen Alltags werden Bilder und Ausschnitte aus polnischen Spielfilmen präsentiert.