09. April - 09. July 2019
Venue: Seminarraum des Imre Kertész Kollegs Jena, Leutragraben 1, 14. OG
Im Winter 1941/ 42 beschloß die deutsche Regierung, die gesamte von ihr als jüdisch definierte Bevölkerung innerhalb ihres Machtbereichs zu töten. Dies betraf keineswegs nur die noch im Deutschen Reich verbliebene jüdische Bevölkerung, sondern Millionen von Menschen im von Deutschland besetzten Europa. Schwerpunkt des eigentlichen Mordgeschehens war das besetzte Polen, wo die deutschen Behörden in der Nähe der Ortschaften Belzec, Sobibór und Treblinka Massentötungsanlagen errichteten, die einzig dem Zweck dienten, die größtmögliche Anzahl von Menschen in kürzest möglicher Zeit zu töten. Diese Orte sind im allgemeinen Bewußtsein kaum präsent, da sie allesamt hinter der Dominanz von Auschwitz als dem wirkmächtigsten Tat- und Symbolort der Shoah zurückstehen. Angesichts von ca. 1,7 Millionen Opfern der sog. Aktion Reinhard allein in Belzec, Sobibór und Treblinka soll das Seminar diese Wahrnehmung erweitern und korrigieren helfen.
Das Seminar nähert sich den historischen Ereignissen, deren politischen und ideologischen Voraussetzungen und ihren – auch erinnerungskulturellen Folgen – durch das intensive Studium von Quellen, die meist in deutscher und englischer Übersetzung vorliegen. Besondere Beachtung sollen dabei Überlieferungen aus Opferperspektive finden.
Literatur zur Einführung: Stephan Lehnstaedt: Der Kern des Holocaust: Belzec, Sobibór, Treblinka und die Aktion Reinhardt, München 2017; Jörg Ganzenmüller/ Raphael Utz (Hg.): Orte der Shoah in Polen: Gedenkstätten zwischen Mahnmal und Museum, Köln/ Weimar/ Wien 2016.