Imre Kertész Kolleg Jena

Internationale Konferenz: 1989 und die Zukunft Europas

Ambivalenzen und Herausforderungen demokratischer Transformation in Mittel- und Osteuropa

05. - 07. July 2023
Venue: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Organizer: Imre Kertész Kolleg Jena

Ausrichter: Imre Kertész Kolleg Jena (Joachim von Puttkamer, Irina Scherbakowa, Volkhard Knigge)
Die Konferenz wird gefördert aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland.

MITTWOCH // 05. JULI 2023
14:00 // Ankunft & Registrierung

15:00 // ERÖFFNUNG, GRUßWORTE
Staatsminister Carsten Schneider
Einführung in die Tagung (J. v. Puttkamer)

16:00 // PODIUM: IN WELCHEM EUROPA WOLLEN WIR LEBEN?
Das Podium diskutiert die normativen Voraussetzungen zukunftsgerichteter Transformation. „In welchem Europa“ - das bezieht sich auf die politische und gesellschaftliche Verfasstheit europäischer Staaten und der Europäischen Union ebenso wie auf das Verhältnis zu den jeweiligen Nachbarn. Können wir uns ein demokratisches Russland als selbstverständlichen Teil Europas überhaupt noch vorstellen?
Andreas Wirsching (München)
Irina Scherbakowa (Moskau/Jena)
Karolina Wigura (Warschau/Berlin)
Henri de Bresson (Paris)
Moderation: Joachim v. Puttkamer

DIAGNOSEN EUROPÄISCHER TRANSFORMATION

18:00 // PANEL 1: WIDERSTREITENDE FREIHEITSIDEEN
Die Leitideen ostdeutscher und ostmitteleuropäischer Opposition waren nicht nur vielfältig, sie gerieten nach 1989 bald auch in Spannung zueinander, wenn nicht gar in offenen Widerstreit. Freiheit ließ sich ebenso als demokratische Rechtsstaatlichkeit ausbuchstabieren wie als wiedergewonnene nationalstaatliche Souveränität. Welche Freiheitsvorstellungen wurden in den jeweiligen Gesellschaften konsensfähig und welche nicht? Welche Enttäuschungen waren möglicherweise vorprogrammiert?
Marta Bucholc (Warschau)
Evgenia Lezina (Potsdam)
Anne Rabe (Berlin)
Michael Werz (Washington D.C.)
Moderation: Gwendolyn Sasse (Berlin)

19:30// Empfang

DONNERSTAG // 06. JULI 2023

09:00 // PANEL 2: GERECHTIGKEIT UND ÖKONOMIE IN DER TRANSFORMATION
So unterschiedlich wie die ökonomischen Umstände in den staatssozialistischen Diktaturen am Ende der 1980er Jahre waren, so unterschiedlich verlief der Übergang in die Marktwirtschaft. Dramatisch war der Umbruch allerdings überall, und die Verlierer überwogen die Gewinner zunächst bei weitem. Das Panel beleuchtet schlaglichtartig die gesellschaftlichen Bilanzen wirtschaftlicher Transformation und sucht Auswege aus einer verfahrenen Diskussion. Wie weit gilt noch heute die Annahme, dass wirtschaftliche Prosperität und gerechte Teilhabe als notwendige, allerdings keineswegs hinreichende Bedingungen demokratischer Stabilität gelten müssen?
Steffen Mau (Berlin)
Viktoriya Sereda (L’viv/Berlin)
Vera Šćepanović
Moderation: Alexander Libman (Berlin)

11:00 // PANEL 3: STREIT UM DEN RECHTSSTAAT
Das Bekenntnis zum Rechtsstaat scheint brüchig geworden, und dies keineswegs nur im östlichen Europa. Auf autoritäre oder populistische Strömungen hinzuweisen, reicht als Erklärung kaum aus. Wo sich Kulturkämpfe auf unterschiedliche Lesarten von Rechtsstaatlichkeit zuspitzen, rückt die Frage, wie liberale Demokratien auf gesellschaftliche Verschiebungen reagieren und sich aus sich selbst heraus erneuern können, in den Hintergrund. Stehen deren Grundlagen in Europa denn tatsächlich zur Disposition?
Adam Bodnar (Warschau)
Philip Manow (Bremen)
Veronika Bílková (Prag)
Moderation: Kai-Olaf Lang (Berlin)

13:30 // PANEL 4: KULTURKÄMPFE IN DER DEMOKRATIE
Klimawandel, Geschlechtervielfalt, Migration - können wir darüber eigentlich noch konstruktiv streiten? Die Idee diskursiver Rationalität und demokratischen Interessenausgleichs scheint an Grenzen zu stoßen, wenn es um’s Ganze geht. Wieviel Pluralität verkraftet unsere europäische Demokratie?
Andrea Pető (Wien/Budapest)
Piotr Stasiński (Warschau)
Julia Friedrichs (Berlin)
Axel Salheiser (Jena)
Moderation: Holly Case (Providence)

15:30 // GESPRÄCH: OSTDEUTSCHE ERFAHRUNGEN – JENSEITS VON APOLOGIE UND DESINTERESSE
Lutz Rathenow (Dresden/Berlin)
Axel Doßmann (Jena)
Katharina Warda (Berlin)
Daniel Schulz (Berlin)
Moderation: Volkhard Knigge (Weimar)

16:30 // PANEL 5: KRIEG, NATION UND GEDÄCHTNISVERSCHIEBUNG
Rechtspopulismus, nationalistische Geschichtspolitiken und – mit besonderer Wucht und Skrupellosigkeit - der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine lenken den Blick derzeit wieder auf die Nachtseiten des historischen Erinnerns, die eine emphatische Erinnerungsrhetorik ausblendet: die politische Mobilisierung und Funktionalisierung von Geschichte für macht- und geopolitische Zwecke. Kommt das (transnationale) postheroische Gedächtnis in Gestalt der Wiederbelebung (ultra-)nationalen, zu verantwortendes Unrecht marginalisierenden heroischen Erinnerns an sein Ende? Welchen Platz bliebe dann für das mittlerweile weitgehend ins Exil gedrängte russische kommunismus- und putinkritische Gedächtnis?
Martin Schulze Wessel (München)
Ivan Kurilla (St. Petersburg)
Dariusz Stola (Warschau)
Volkhard Knigge (Jena)
Moderation: Sybille Steinbacher (Frankfurt a. M.)

18:45 // Lesung & Gespräch
Tanja Maljartschuk
im Gespräch mit Kateryna Rietz-Rakul
(Veranstaltung in Kooperation mit dem Ukrainischen Institut in Deutschland)

FREITAG // 07. JULI 2023

09:00 // PANEL 6: WAR DEUTSCHLAND ZU SELBSTSICHER?
„Europas schlafender Riese“ - dem wiedervereinten Deutschland kommt in zurückliegenden wie in den anstehenden europäischen Transformationsprozessen eine gewichtige Rolle zu. Das Panel blickt in kritischer Selbstreflexion zurück auf mögliche Fehlstellen deutscher Politik in den vergangenen drei Jahrzehnten und zieht politische Schlussfolgerungen für die Gegenwart.
Raphael Gross (Berlin)
Piotr Buras (Warschau)
Wolfgang Schäuble (Berlin)
Lars Klingbeil (Berlin)
Ekaterina Schulman (Berlin)
Moderation: Sonja Zekri (Berlin)

11:00 // PANEL 7: HERAUSFORDERUNGEN UND DILEMMATAT DEMOKRATISCHER WEHRHAFTIGKEIT
Demokratien müssen wehrhaft sein, nach innen wie nach außen, gegenüber antidemokratischen Akteuren und Bestrebungen im Innern von Staat und Gesellschaft ebenso wie gegenüber Angriffen auf Demokratien und demokratische Werte aus dem Ausland. Nicht immer sind beide Aspekte trennscharf auseinanderzuhalten, wenn etwa demokratische Meinungsbildung im Internet manipuliert wird. Wo endet heute die Meinungsfreiheit? Wie weit tragen etablierte Schutzmechanismen? Welche (demokratieinkompatiblen) Rückwirkungen militärischer Verteidigung von Demokratien sind in Rechnung zu stellen?
Ralf Fücks (Berlin)
Olexandra Matwijtschuk (Kyiw)
Marek Prawda (Warschau)
Valentina Pisanty (Bergamo)
Moderation: Thomas Krüger (Berlin)

12:30 // ENDE


1989 and the Future of Europe - Challenges and Ambiguities of Democratic Transformation in Central and Eastern Europe

Conveners: Imre Kertész Kolleg Jena (Joachim von Puttkamer, Irina Scherbakowa, Volkhard Knigge)
The conference is funded by the Federal Government Commissioner for Eastern Germany.

Please find the full programme below.