06. July 2023 - 18:45
Venue: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Organizer: Ukrainisches Institut und Imre Kertész Kolleg
Der Krieg wirft die Frage nach der Rolle der Literatur und der Autoren auf. Einige entschieden sich, das Schreiben aufzuschieben und sich neuen Aufgaben zu widmen: sich freiwillig zur Armee zu melden, Spenden zu sammeln, Kriegsverbrechen zu dokumentieren usw. Für andere wurde das Schreiben zu einem Mittel, die Wahrheit zu verbreiten und die Erinnerung an die Ereignisse wach zu halten. Hundert Jahre später wird die ukrainische Kultur durch den russischen Krieg ein weiteres Mal zerstört. Das Leben wird unterbrochen und die Manuskripte bleiben unvollendet.
"Ich befinde mich inmitten der neuen Hingerichteten Renaissance" — schrieb die ukrainische Schriftstellerin und Aktivistin Viсtoria Amelina im Vorwort zum Tagebuch von Wolodymyr Wakulenko und bezog sich damit auf die 1930er Jahre, als die ukrainische Intelligenz von der Sowjetunion massenhaft hingerichtet wurde. Wolodymyr wurde 2022 von den Russen in der Region Charkiw gefoltert und getötet. Viсtoria Amelina fand sein Tagebuch, das er während der Besatzung geschrieben hatte, und bereitete es für die Veröffentlichung vor. Am 1. Juli 2023 starb Viktoria bei einem russischen Raketenangriff auf Kramatorsk.
Das stellt noch mal die Fragen: Wie kann die Kultur die Gräueltaten überleben? Wie hat sich die Haltung der deutschen Kulturgemeinschaft gegenüber der ukrainischen Kultur während des Krieges verändert? Wie kann und soll die Solidarität gezeigt werden, um ukrainische Kultur weiter in europäischen Kontext zu integrieren?
In Kooperation mit dem Imre Kertész Kolleg Jena findet die Lesung und das Gespräch mit der ukrainischen Schriftstellerin und Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk statt. Moderiert wird die Veranstaltung von Kateryna Rietz-Rakul, Leiterin des Ukrainischen Instituts in Deutschland.
Die Veranstaltung ist Teil der internationalen Konferenz „1989 und die Zukunft Europas - Ambivalenzen und Herausforderungen demokratischer Transformation in Mittel- und Osteuropa“, die vom Imre Kertész Kolleg Jena veranstaltet und aus Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland gefördert wird.
Die Veranstaltung findet im Gedenken an die ukrainische Schriftstellerin Victoria Amelina statt, die am 1. Juli bei einem russischen Raketenangriff in Kramatorsk ums Leben kam.