Imre Kertész Kolleg Jena
movie poster Demon

(c) Telewizja Polska, 2015; movie poster Demon

Polish Cinema in Jena 15: Demon/Dibbuk - Eine Hochzeit in Polen

Wie in seinen vorherigen Filmen erzählt Wrona von den dunklen Seiten der Realität, lässt jedoch hier und da einen Lichtstrahl in die Düsternis scheinen.

21. November 2016 - 20:30
Venue: Kino im Schillerhof

director: Marcin Wrona, PL/Israel 2015, 90 Min., Original with German subtitles

Piotr kommt aus England in die polnische Provinz, um die hübsche Żaneta zu heiraten. Das alte Haus, das ihnen aus diesem Anlass geschenkt wurde, soll ihr gemeinsames Zuhause werden. Doch es scheint einen Mitbewohner zu geben, der sich ausgerechnet in der Hochzeitsnacht bemerkbar macht - ein jüdischer Geist aus alten Zeiten erweckt die Vergangenheit zum Leben und ergreift vom Bräutigam Besitz.
Das klingt nach üblem Mystery-Kitsch und ist doch etwas ganz Anderes - nämlich ein intelligentes, irritierendes Spiel mit Genres inklusive Penderecki-Soundtrack. Marcin Wrona schlingert nicht nur galant zwischen Komödie und Tragödie hin und her, sondern hält auch noch zahlreiche Anspielungen auf andere Filme bereit. Wajdas "Die Hochzeit", Smarzowskis "Eine Hochzeit und andere Kuriositäten" und Pasikowskis "Nachlese" standen ebenso Pate wie Horrorklassiker à la "Der Exorzist" und "Ring".

Die polnische Filmwelt hielt den Atem an, als mitten ins Polnische Filmfestival in Gdynia 2015 die Schreckensnachricht platzte: Marcin Wrona hatte sich am Tag nach der Premiere von "Demon" mit 42 Jahren das Leben genommen. Somit ist sein dritter Spielfilm gleichzeitig sein Vermächtnis - ein kraftvolles, überraschendes, das mit den Erwartungen des Publikums spielt, sie stets aufs Neue enttäuscht und den Zuschauer mit zahlreichen Drehungen und Wendungen in immer wieder neue Situationen wirft.

Einführung: Dr. Jochen Böhler (Imre Kertész Kolleg, Jena)