21. June 2022 - 19:30
Venue: Kino am Markt
1933 reist der walisische Journalist Gareth Jones nach Moskau, um ein Interview mit Josef Stalin zu führen. Was er sich als Chance seines Lebens ausmalt, wird jedoch bald zum absoluten Albtraum. Als Jones für seinen Artikel auch in die Ukraine reist, um dort die Umstände der dramatischen Hungersnot zu recherchieren, sticht er in ein Wespennest: Schon bald ist ihm der sowjetische Geheimdienst auf den Fersen, um zu verhindern, dass der Journalist die Wahrheit über die humanitäre Katastrophe ans Licht bringt.
Agnieszka Holland beschreibt in eindrücklichen, auch für Geschichts-Laien verständlichen Bildern nicht nur den ukrainischen Holodomor 1932/33, sondern auch das enge Geflecht aus Scheinheiligkeit und Affirmation, mit dem die internationale Gemeinschaft den Massenmord und sein langes Totschweigen erst ermöglichte. Damit liefert sie eine nahezu prophetische Blaupause für das aktuelle Geschehen im Osten Europas. Nebenher erlaubt sich die Regisseurin einige Referenzen an das Kino der Zwischenkriegszeit und setzt jenen Journalisten ein Denkmal, die für die Wahrheit ihr Leben riskieren.
Die internationale Koproduktion „Obywatel Jones“ wurde 2019 auf dem Polnischen Spielfilm-Festival in Gdynia mit den Goldenen Löwen für den besten Film ausgezeichnet. Eine Vorführung des Films durch die Menschenrechtsorganisation Memorial im Herbst 2021 in Moskau musste nach Störungen maskierter Männer abgebrochen werden.
Einführung & Diskussion: Dr. Immo Rebitschek
Veranstalter: Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig, Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien, Kino am Markt Jena, Imre Kertész Kolleg Jena, in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Thüringen.