09. April - 13. July 2018
Venue: Seminarraum des Imre Kertész Kollegs Jena, Leutragraben 1, 14. OG
Das von Deutschland während des Zweiten Weltkrieges besetzte Osteuropa war der zentrale Schauplatz des Völkermords an den europäischen Juden. Die Umsetzung etwa durch Militär, mobile Tötungseinheiten, und die SS vollzog sich dabei jedoch sehr unterschiedlich und in sich ständig verändernden politischen und militärischen Rahmenbedingungen: Wurden die meisten Opfer im besetzten Polen in eigens dafür errichtete Massentötungsanlagen deportiert und dort durch Giftgas erstickt, starben fast drei Millionen Menschen in der besetzten Sowjetunion hauptsächlich durch Massenerschießungen, meist in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnorte. Die übergroße Mehrheit der Opfer stammte in jedem Fall jedoch aus der Region, und mit ihrer Ermordung wurde auch die reiche und vielfältige jüdische Kultur in Osteuropa von den Deutschen zerstört.
Das Seminar gibt eine multiperspektivische Einführung in die Geschichte der Shoah in ihrem osteuropäischen Kontext. Zentrale Fragen sind die nach dem Blick der Täter, der Perspektive der Opfer, der Prozesshaftigkeit und der zunehmenden Radikalisierung des Völkermords und der Erinnerung nach Kriegsende. Methodisch steht die intensive Arbeit an ausgewählten Quellen und deren Interpretation und Kontextualisierung im Mittelpunkt. Die Quellen liegen zumeist in deutscher, in seltenen Fällen in englischer Übersetzung vor.
Einführende Literatur: Dieter Pohl: Holocaust: Die Ursachen, das Geschehen, die Folgen, Freiburg i. Br. 2000; Frank Bajohr/ Andrea Löw (Hg.): Der Holocaust: Ergebnisse und neue Fragen der Forschung, Frankfurt a. M. 2015.