October 2012 - September 2013
Mail rutar(at)ios-regensburg(dot)de
Sabine Rutar war von Oktober 2012 bis September 2013 Fellow am Imre Kertész Kolleg Jena. Im August/September 2012 war sie Visiting Fellow am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Seit April 2011 ist sie Post-Doc Fellow im internationalen Verbundprojekt "Physische Gewalt und Staatslegitimation im Spätsozialismus" . Im selben Jahr nahm Sabine Rutar Gastprofessuren an den Universitäten Koper und Ljubljana wahr. Seit Februar 2008 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg (vormals Südost-Institut); sie ist verantwortliche Redakteurin von "Südosteuropa. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft". 2007/08 war Sabine Rutar Feodor-Lynen-Stipendiatin der Humboldt-Stiftung an der Universität Koper. 2004/05 lehrte sie südosteuropäische Geschichte an der Universität Basel. Von 2003 bis 2007 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für soziale Bewegungen in Bochum, und 2001/02 am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig. Rutar wurde 2001 am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz promoviert. Sie hat Geschichte, Anglistik und Romanistik in Münster und Rom studiert (M. A. 1995) und 1992 ein Masters Degree in Education am Carthage College, Kenosha/WI (USA) absolviert.
In ihrem Buchprojekt untersucht Sabine Rutar die Folgen von nationalsozialistischer Arbeitseinsatzpolitik für regionale Bergbaugesellschaften in Jugoslawien. Arbeitsbeziehungen während des Zweiten Weltkriegs und die Auswirkungen der Kriegswirtschaft werden am Beispiel von vier Bergwerken untersucht. Die Wahl der Fallbeispiele richtet sich nach der kriegswirtschaftlichen Relevanz des jugoslawischen Bergbaus. Das größte Kupfererzbergwerk Europas befindet sich in Bor in Ostserbien. Die zwei größten Bleizinkerzbergbaue in Jugoslawien waren Trepça/Trepča im heutigen Nord-Kosovo und Mežica/Mieß in Südkärnten (im heutigen Slowenien). Die Braunkohle aus Trbovlje/Trifail in der Untersteiermark (heute ebenfalls Slowenien) war wichtig vor allem für die Industriebetriebe in der Obersteiermark (heute Österreich). Die vier Bergbaue spiegelten unterschiedliche sozioökonomische und -kulturelle Kontexte innerhalb Jugoslawiens und liegen verteilt in nördlichen und südlichen Landesteilen. Im Zweiten Weltkrieg waren sie allesamt deutsch besetzt. Das Überleben im Krieg wird als soziale Praxis untersucht: Die Lebenserfahrung der Betroffenen - also Formen der Arbeit im Bergwerk, Beziehungen zwischen den Belegschaftsmitgliedern, Wohnsituationen, Ausbildung, Löhne, Lebensstandard, Politisierungsprozesse u. a. m. - war maßgeblich für ihre Reaktionen auf die veränderte Situation. Freiheit und ihr Konterpart Zwang stehen in einem kulturell disponierten Beziehungsgeflecht zueinander, das es aufzuschlüsseln gilt. Die Verbindung von Arbeitseinsatz und Volkstumspolitik bzw. gezieltem gegeneinander ausspielen ethnischer Zugehörigkeitsmomente wirft Fragen nach der Festigkeit und Brüchigkeit, Fragmentierung, Volatilität und Radikalisierung von Loyalitäten auf und nicht zuletzt nach den regional und national geprägten Identifikationen innerhalb Jugoslawiens. Der vergleichende mikrohistorische Zugang soll Aufschluss hinsichtlich makrohistorischer Fragen geben, wie nach den Korrelationen zwischen Akteuren und Strukturen (Handlungsspielräume), nach den Wirkungen der Etablierung und Zerstörung von (jugoslawischer) Staatlichkeit, nach den Prozessen längerer Dauer wie Sozialstrukturen, aber auch Loyalitätsformen und kollektive Identifikationen, nach den Wirkungen des Krieges sowie der deutschen Kriegswirtschafts- und Arbeitseinsatzpolitik (Modernisierung versus Vernichtung).
Positions and Memberships
Kultur - Nation - Milieu. Sozialdemokratie in Triest vor dem Ersten Weltkrieg, Essen 2004. (Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Bd. 23).
Beyond the Balkans. Towards an Inclusive History of Southeastern Europe, Münster u. a.: Lit, 2012 (Studies on South East Europe, 10).(in Vorbereitung)
(mit Sacha Zala und Oliver J. Schmitt), Die Moderne und ihre Krisen. Studien von Marina Cattaruzza zur europäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Göttingen 2012.
(mit Rolf Wörsdörfer), Sozialgeschichte und soziale Bewegungen in Slowenien. Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen 41, Essen 2009.
Grenzland Istrien / Borderland Istria. Jahrbücher für Geschichte und Kultur Südosteuropas 8, München 2006.
Die Gestalt(ung) des Sozialen: Jugoslawische Bergbaugesellschaften 1918-1945, in: Gorazd Bajc, Borut Klabjan (Hgg.): Pirjevčev zbornik. Poti zgodovine med severnim Jadranom, srednjo in vzhodno Evropo: ob 70. obletnici akad. prof. dr. Jožeta Pirjevca, Koper: Založba Annales, 2011, S. 445-464.
Employment of Labor in War-Time Serbia: Social History and Politics of Amnesia, in: Sabrina P. Ramet, Ola Listhaug (Hgg.): Serbia and the Serbs in World War Two, Basingstoke 2011, S. 44-69.
Besetztes jugoslawisches Gebiet Slowenien, in: Gerd R. Ueberschär (Hg.): Handbuch zum Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus in Europa 1933/39-1945, München 2011, S. 269-280.
L'Europa sudorientale e la storia comparata europea, in: Passato e Presente. Rivista di storia contemporanea 28 (sett-dic 2010), H. 81, Milano, S. 105-120.
Labor and Communism in Yugoslavia and Italy. Trieste and the Northeastern Adriatic During the Cold War (1945-1975). A Contribution to the Renewal of Workers' History, in: Acta Histriae 18 (2010), 1-2, Koper: Univerza na Primorskem, Znanstveno-raziskovalno središče, S. 247-274.
Heldentum, Verrat und Arbeit in Jugoslawien: Arbeitseinsatz im sozialistischen Kontext, in: Hans-Christoph Seidel, Klaus Tenfelde (Hg.): Zwangsarbeit im Europa des 20. Jahrhunderts. Bewältigung und vergleichende Aspekte, Essen, 2007 (Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Schriftenreihe C: Arbeitseinsatz und Zwangsarbeit im Bergbau, 5), S. 75-101.
Arbeit und Überleben in Serbien: Das Kupfererzbergwerk Bor im Zweiten Weltkrieg, in: Geschichte und Gesellschaft 31 (2005), Göttingen, S. 101-134.
Zwischen Volkstumspolitik und Volksbefreiungskampf. Braunkohlenabbau im deutsch besetzten Slowenien, in: Klaus Tenfelde, Hans-Christoph Seidel (Hg.): Zwangsarbeit im Bergwerk. Der Arbeitseinsatz im Kohlenbergbau des Deutschen Reiches und der besetzten Gebiete im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Essen 2005 (Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Schriftenreihe C: Arbeitseinsatz und Zwangsarbeit im Bergbau, 1), S. 537-569.
Tvrtko P. Sojčić: Die "Lösung" der kroatischen Frage zwischen 1939 und 1945. Kalküle und Illusionen, 2008, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 2011, 2.
John Ashbrook: Buying and selling the Istrian Goat. Istrian regionalism, Croatian nationalism, and EU enlargement, 2008, in: Südosteuropa. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, 58 (2010), H. 1.
Marina Cattaruzza: L'Italia e il confine orientale. 1866 - 2006, 2007, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 88 (2008).
Anna Maria Grünfelder: Arbeitseinsatz für die Neuordnung Europas. Zivil- und ZwangsarbeiterInnen aus Jugoslawien in der "Ostmark" 1938/41−1945, 2010, in: Südost-Forschungen, 69/70 (2010/2011).
Stefano Petrungaro, Pietre e fucili. La protesta sociale nelle campagne croate di fine Ottocento, 2009, in: Südost-Forschungen, 69/70 (2010/2011).
Jože Pirjevec u. a., Foibe. Una storia d'Italia, 2009, in: Südost-Forschungen, 69/70 (2010/2011).