Imre Kertész Kolleg Jena

Kolleg Publications


The following section contains collected volumes emanating from the conferences and workshops held at the Imre Kertész Kolleg since its inception. Here you will find our most recent publications with Routledge (Taylor & Francis Group) as well as contributions by staff and affiliated researchers to our monograph series ‘Eastern Europe in the Twentieth Century’, published by De Gruyter/ Oldenbourg.


Bookcover  Sowjetische Verbrechen und russische Erinnerung: Orte - Akteure - Deutungen

Eastern Europe in the Twentieth Century, Vol. 4

Jörg Ganzenmüller, Raphael Utz (eds.)

Sowjetische Verbrechen und russische Erinnerung

Orte - Akteure - Deutungen

De Gruyter/ Oldenbourg
ISBN 978-3-486-74196-4
09/2014
312

Russian Memory Culture, Soviet History, Stalinism, Violence and Repression

Die russische Erinnerungskultur wird oft als zerrissen und fragmentiert beschrieben und gleichzeitig die geschichtspolitische Allmacht des Staates beklagt. Aber besitzt der Kreml wirklich die alleinige Deutungshoheit und wäre eine einheitlichere Geschichtskultur – gerade unter diesen Vorzeichen – überhaupt erstrebenswert? Was wird eigentlich genau untersucht, wenn sich die Wissenschaft der heutigen Erinnerung an die Verbrechen des Stalinismus zuwendet? Und lässt sich eigentlich rechtfertigen, dabei von einem deutschen ‚Muster‘ der Aufarbeitung auszugehen?
Der vorliegende Band stellt sich diesen Fragen und nimmt einen doppelten Perspektivwechsel vor: Zum einen steht explizit nicht die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg im Vordergrund, sondern das Gedächtnis an die sowjetischen Massenverbrechen, insbesondere an den Gulag. Zum anderen beleuchten die Beiträge eine Vielzahl von Akteuren, die an verschiedenen Orten in zuweilen wechselnden Kombinationen ganz unterschiedliche Deutungen der stalinistischen Verbrechen vornehmen.
Unter anderem werden die juristischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen von Erinnerungsarbeit in ihrer jeweiligen und ortsgebundenen Spezifik beleuchtet, die Rolle der postsowjetischen russischen Historiographie kritisch befragt und neben den großen geschichtspolitischen Akteuren wie Staat und Kirche auch engagierte Einzelpersonen gewürdigt. So entsteht ein weitaus vielfältigeres und interessanteres Panorama, das der vielfach verbreiteten Legende einer geschichtspolitischen Diktatur des Kreml einen notwendigen Kontrapunkt hinzufügt.